Ein Interview mit Richard Böhland (SHK Agentur), Silke und Andreas Ziegler
20 rasante Jahre: ZEWOTHERM feiert Jubiläum
ZEWOTHERM steht für ganzheitliche Energie- und Wärmesysteme. Von Anfang an hat man zielstrebig auf komplette Lösungen gesetzt. Ein Interview über die Zukunft ganzheitlicher, moderner Energiesysteme, dem damit verbundenen Servicegedanken und welche Herausforderungen es zukünftig zu bewältigen gilt.
Richard Böhland: Herr Ziegler, Sie haben ZEWOTHERM 2002 mit Fokus auf die Fußbodenheizung gegründet. Hätten Sie damals gedacht, dass daraus 20 Jahre später ein produzierender Vollsortimentsanbieter mit über 270 Mitarbeitern wird?
Andreas Ziegler: Nein, da sind wir ganz ehrlich. Und für jeden einzelnen Meilenstein, für jede Entwicklung und für jeden Mitarbeiter sind wir stolz und dankbar. Es gehört immer ein gewisser Optimismus dazu, wenn man etwas Neues wagt. Aber Glück gehört auf jeden Fall auch dazu. Schon in der allerersten Stunde sahen wir unsere Chance in ganzheitlichen Energiesystemen rund um die Flächenheizung. Ein zentrales, aber eben nur ein Element von vielen in einem kompletten System. Unser Eindruck war schon immer, dass in der Flächenheizung die Zukunft der effizienten Wärmeverteilung liegen wird – sei es nun Fußboden-, Wand- oder Deckenheizung oder in der Bauteilaktivierung. Das streitet heute wohl auch niemand mehr ab. Insofern sind wir von der Entwicklung nicht wirklich überrascht worden, wir haben sie ja auch tatkräftig vorangetrieben. Aber das Ausmaß hat uns dann doch teils positiv überrascht, das stimmt wohl.
Richard Böhland: Sie haben heute eine Vielzahl von kompletten Produktbereichen für ein gesamtes System im Programm. Für uns gab es aus Remagen eigentlich stets Neues zu berichten. War das der Plan von Anfang an?
Andreas Ziegler: Absolut. Wir arbeiten an einer der größten Aufgaben unserer Zeit, dem Klimaschutz. Will man Umweltschutz ernst nehmen, will man die Klimaziele erreichen und die Energiewende wirklich vorantreiben, dann geht kein Weg an effizienten Systemen für die Haus- und Gebäudetechnik vorbei. Das ist der Kern. Unsere Produktbereiche folgen als Teil eines ganzheitlichen Energie- und Wärmesystems klar diesem Ziel. Wir nehmen Produktbereiche auf, um unseren Partnern ein ganzheitliches System zu bieten. Wir denken dafür aus Sicht der Kunden, nicht nur aus Sicht unserer Fertigung oder unserer bestehenden Fähigkeiten. Ich denke, wir sind sehr konsequent in diesem Handeln. Eine gewisse Innovationsfreude und Risikobereitschaft gehören auch dazu, das ist unternehmerisches Denken und Handeln. Vielleicht sind wir risikobereiter als andere, aber es liegt nicht an uns, das zu bewerten. Wir haben in den letzten 20 Jahren mehr als einmal echte Innovationen eingeführt, unsere Komfortzone verlassen, unseren Horizont erweitert und ZEWOTHERM so vorangetrieben. Ich bin fest überzeugt davon, dass man nur so wächst. Bereiche wie Wärmepumpen, zentrale und dezentrale Lüftung, MultiFloor-Systeme, die Produktion von Verbundrohrsystemen oder zuletzt eben Solar und Wohnungsstationen kann man nicht eben mal nebenbei anbieten. Innovationen, sei es durch Entwicklungen, Kooperationen oder Übernahmen, sind fester Bestandteil unserer DNA. Wir entwickeln und treiben gerne Innovationen voran.
„Vor 20 Jahren haben wir die Chance ergriffen – damals mit einem zugegebenermaßen sehr überschaubaren Sortiment der Fußbodenheizung – uns auf dem Markt zu etablieren.“ – Andreas Ziegler
Richard Böhland: Immer neue Bereiche und Produkte stellen ein Unternehmen vor eine Vielzahl von weiteren Herausforderungen. Wie gehen Sie damit um?
Silke Ziegler: Das stimmt wohl. Auch rund um die Produkte sind wir stetig gewachsen. Das passende Know-how und der Support sind extrem wichtig. Wir wollen unseren Partnern im dreistufigen Vertriebsweg alles Notwendige möglichst einfach zur Verfügung stellen, genau wann und wo und wie sie es benötigen. Das Gesamtpaket muss stimmen, von der Bereitstellung von Daten, Bildern und Anleitungen bis hin zu Schulungen und Tools. Dafür haben wir nicht nur in Remagen ein modernes Schulungszentrum, sondern auch in Berlin und München. Moderne Auswahltools, Kommunikationsplattformen oder Online-Produktkonfiguratoren sind nur einige Beispiele. Oder aber auch unseren Video-Support, den wir auf unserem YouTube- und neuen DigiCademy-Kanal zur Verfügung stellen, sind fester Bestandteil unserer Kommunikation.
„Unser Antrieb für die nächsten 20 Jahre und darüber hinaus? Stets mit besten Produkten und bestem Service für ein gesundes Raumklima zu sorgen – für Mensch und Umwelt.“ – Silke Ziegler
Richard Böhland: Die Stärke von ZEWOTHERM ist also ein nachhaltiger System- und Servicegedanke?
Silke Ziegler: Ganz genau. Wir sehen uns nicht nur als Hersteller, der seine Produkte vertreibt. Wir setzen viel früher und umfassender an. Wir sehen den Menschen und sein Bedürfnis nach Wärme als Grundrecht an und bieten darauf abgestimmte Produktlösungen. Und dabei unterstützen wir unsere Partner wo wir nur können mit nachhaltiger Systemtechnik, einfacher Montage und Anwendung, kompetenter Planung und Beratung sowie einem umfangreichen Support.
Andreas Ziegler: Wir liefern passgenau das benötigte Material über den Fachgroßhandel an die Baustellen. Damit sichern wir ein wirtschaftlich optimiertes Handeln. Es kommen die Teile in den Mengen an, die auch für dieses spezielle Vorhaben benötigt werden. Das sichert einerseits ein ökonomisches und schnelles Arbeiten und bietet andererseits auch Sicherheit.
Richard Böhland: Stichwort neue Teams: ZEWOTHERM hat sich mittlerweile zu einer Unternehmensgruppe entwickelt. Einige Unternehmen der Gruppe sind reine Dienstleister, die auf den ersten Blick über das Aufgabenfeld eines SHK-Herstellers hinausgehen?
Andreas Ziegler: Das erscheint nur auf den ersten Blick so. Nach zahlreichen Partner-Joint-Ventures oder der Übernahme der Geschäfte der EHT Siegmund im Bereich des patentierten Quelllüftungssystems ZEWO MultiFloor (ehemals proKlima) haben wir angefangen, besonders wichtige Prozesse und Dienstleistungen, die wir als zentral für unseren Erfolg ansehen und auf die wir ein besonderes Augenmerk haben, in eigene Gesellschaften zu packen. Sie sind mittlerweile so erfolgreich, dass sie auch selbstständig am Markt bestehen können.
Da wäre z. B. die ZW Logistics zu nennen: Über die Jahre haben wir Erfahrungen im Güterwerksverkehr gemacht. Diese haben wir mit einer eigens entwickelten KI-Software vollständig digitalisiert und optimiert und bieten diese jetzt auch externen Partnern an. Unsere ZW Systems kümmert sich um Digitalisierung, Prozessoptimierung, Prozesssteuerung sowie dazugehöriges Consulting. Eine zentrale Fähigkeit im 21. Jahrhundert. Auf den ersten Blick näher am Stammgeschäft sind vermutlich die ZW Service & Montage als klassischer Verlegeservice in ausgewählten Gebieten oder die ZW Plan, die bei der TGA-Planung tätig ist. Aber wir sehen alle Unternehmen der Gruppe als zentralen Baustein unserer Firma.
„Heute stehen wir hier und sehen, dass die Ziele, Träume und Wünsche von damals richtig waren. Mit Strategie, Intuition, Fleiß, Beharrlichkeit und mit Hilfe von unfassbar guten Mitarbeitern stehen wir heute für zukunftsorientierte Energie- und Wärmesysteme.“ – Silke Ziegler
Richard Böhland: Das klingt nach einem geradlinigen Weg, einer Art Masterplan. Gab es keine Überraschungen?
Andreas Ziegler: Oh doch, die gab es natürlich. Ich denke, man sollte immer einen Plan haben. Aber auch mutig genug sein, diesen anzupassen, sobald nötig. Wir hatten und haben einen Masterplan: ganzheitliche Energie- und Wärmesysteme. Diese Vision verfolgen wir konsequent. Aber auch wir werden von Entwicklungen überrascht, die wir weder vorhersehen noch beeinflussen können, die aber maßgeblichen Einfluss auf uns haben. Denken Sie nur an Corona. Wie alle haben uns die letzten Jahre der Pandemie vor neue, unvorhergesehene Herausforderungen gestellt. Ich denke, wir haben alles bisher ganz gut gemeistert und machen das auch weiterhin.
Auch die teils angespannte Liefersituation von verschiedensten Rohstoffen, die davor als selbstverständlich verfügbar angesehen worden sind, sind Herausforderungen, mit denen man umgehen muss. Das betrifft selbstverständlich nicht nur uns. Aber besonders kalt erwischt hat uns das Hochwasser im Ahrtal. Remagen liegt im Kreis Ahrweiler. Diese Katastrophe kam sprichwörtlich über Nacht.
Richard Böhland: Waren Sie direkt betroffen von der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal?
Silke Ziegler: Unser Firmensitz in Remagen war nicht betroffen. Aber eine Vielzahl unserer Mitarbeiter, Angehörigen, Bekannten und Nachbarn. Eine echte Katastrophe. Neben Zuschüssen haben wir Wärmepumpen und Flächenheizungen oder Heizkörper an lokale Heizungsbauer gespendet, haben gemeinsam mit Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten hohe Spendenbeträge gesammelt. Als Familienunternehmen sind wir fest mit der Region verbunden und sind den Menschen verpflichtet.
Richard Böhland: Wie ist Ihre persönliche Einschätzung für – sagen wir die nächsten 20 Jahre ZEWOTHERM?
Silke Ziegler: Der Grundstein der Marke wurde in den letzten zwanzig Jahren denke ich erfolgreich gelegt, die Sortimente sind sauber definiert, der Systemgedanke ist von Anfang an Teil unserer DNA, die Klimaschutzrichtlinien gehen in die richtige Richtung. Aber feste Partnerschaften, Netzwerke und Vertrauen werden immer wichtiger. Das kommt uns als Familienunternehmen ein Stück weit entgegen, wir denken nicht in Quartalen, eher in Generationen. Aber wir erwarten auch komplett neue Player in unserer Branche. Quereinsteiger oder „disruptive“ Modelle werden ihren Platz finden. Aber Qualitätsprodukte, guter Service, großartige Mitarbeiter, Verlässlichkeit und Offenheit gegenüber Neuem scheinen uns die beste Methode, für alles gewappnet zu sein.
„Regenerativ voran: Es ist weiter Expansion angesagt in einem der spannendsten Produktfelder der nächsten Jahrzehnte.“ – Andreas Ziegler